Wie Sie das Tal der Tränen sicher durchqueren!
Mein Blick wird trüb.
Ich verliere den Halt.
Es zieht mir den Boden unter den Füßen weg.
Wie wird es weitergehen?
Alles soll bleiben, wie es ist.
… solch übliche Gedanken plagen, wenn die Angst vor Veränderung anklopft.
Der Fachbegriff dafür lautet Methatesiophophie, eine Angst, die weit verbreitet ist. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Alltagsroutinen und ein gewohntes Umfeld vermitteln uns Sicherheit. Wir bevorzugen das Leben in der Komfortzone.
Veränderungen im außen können unser Erleben stören oder irritieren. Zweifel, Besorgnis und eben Angst machen sich breit, da der Status Quo in Frage gestellt wird. Es ruckelt ganz schön in unseren Systemen. Angsterfüllt wehren wir uns gegen das Neue, das (noch) Unbekannte, denn alles soll so bleiben, wie es ist.
Doch meinte bereits Heraklit: „Panta rhei – alles fließt“. Veränderungen machen unser Leben aus. Und so, wie sich die Welt dreht, bleibt kein Stein auf den anderen. Es gehört dazu und ist notwendig, dass Dinge sich verändern. Verschließen wir uns nicht davor!
Gängige Synonyme für Veränderung:
Change, Wandel Shift, Transformation, (Er-)Neuerung, Umbildung, Verbesserung, Abkehr, Neuregulierung,
Die Psychologie der Veränderung
Die Psychologie hat den Prozess menschlicher Veränderungen immer wieder untersucht. Was sind förderliche Bedingungen für Veränderung? Warum ändern sich manche Menschen so grundlegend – und andere nicht? Kann Veränderung von außen (mit-)gesteuert werden?
Differenzieren wir zunächst einmal. Veränderungen lassen sich in 2 Arten unterteilen.
Einerseits gibt es freiwillige Veränderungen. In diesem Fall wird die Veränderung aus einem inneren Antrieb und einer motivierten Handlung heraus angesteuert. Veränderung ist hier gewollt. Und dennoch bedeutet das nicht, dass es angstbefreit abläuft. Nur, dass Sie dem Neuen mit einer anderen Grundhaltung begegnen, aufgrund Ihrer bewusst getroffenen Entscheidung. Das leichtert das Überwinden der Angst.
Mögliche Beispiele für freiwillige Veränderungen:
Das Studium wird vorzeitig beendet, Sie nehmen einen „attraktiven“ Job an. Das Arbeitsklima frustet, Sie kündigen Ihren Job und suchen nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Sie unterbrechen das „gewohnte Leben“ für eine Weltreise. Sie interagieren aus einem Impuls heraus, es ist Ihre Entscheidung.
Dann gibt es noch unfreiwillige Veränderungen. Hierbei handelt es sich um Veränderung, die von außen gesteuert werden. Einen Umgang zu finden, ist deutlich schwieriger. Gezwungene Änderungen fühlen sich tendenziell belastender an. Es fällt schwerer, Chancen für einen Neuanfang zu sehen. In den meisten Fällen führt es anfangs zu – mehr oder weniger – heftiger Ablehnung.
Mögliche Beispiele für unfreiwillige Veränderungen:
Der Arbeitgeber meldet Insolvenz an, und die Angestellten sind gezwungen sich einen neuen Job zu suchen. Ein befristetes Arbeitsverhältnis läuft aus und wird nicht verlängert, obwohl man gerne weiterhin für das Unternehmen tätig bleiben würde.
Veränderungen beginnen oft mit einer Notbremsung
Um nicht hinzufallen, müssen wir uns gerade in stürmischen Zeiten festhalten. Das hinterlässt Spuren. Gerade wenn Veränderungen uns überrumpeln, liegt es an uns einen Umgang zu finden. Auch wenn der Zug nach nirgendwo noch kein Reiseziel hat, sind wir an Bord. Ob als Passagier oder Zugführer, das liegt an Ihnen.
Veränderung ist ein Verwandlungsprozess. Es geht um das Loslassen von etwas Altem und das ein Einlassen auf etwas Neues.
Klassischerweise durchläuft Veränderung unterschiedliche Phasen, die sich in der sogenannten Change Kurve abbilden (nach dem Change Management-Modell von Richard K. Streich).
Nur ein Theoriemodell denken Sie?
Weit gefehlt. Es ist übertragbar auf jede noch so kleine Veränderung in Ihrem Leben. Es ist eine emotionale Berg- und Talfahrt, die individuell wahrgenommen wird. Manche Phasen streifen wir hin und wieder nur. In anderen stecken wir gar fest.
Die 7 Phasen in Veränderungsprozessen:
1. Schock / Euphorie:
Je nach Art der Veränderung reagiert man zunächst entweder schockiert oder mit Euphorie darauf. Das hängt davon ab, ob die Veränderung selbst initiiert wurde oder völlig unvorbereitet eintritt. Die erlebte Intensität ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Nicht selten verfallen Betroffene in eine Schock-Starre. Die Handlungsfähigkeit ist jedenfalls deutlich herabgesetzt.
2. Verneinung. Widerstand und Verleugnung der Betroffenheit:
Nach dem Schock oder der ersten Euphorie, kommt der Widerstand. Eine natürliche Reaktion unserer Psyche, deren oberstes Gebot es ist für Sicherheit zu sorgen. In der Betroffenheit klammert man sich an bekannte Strukturen. Die Veränderung wird verdrängt und zunächst komplett verweigert. Nicht selten wird das Neue als nicht notwendig dargestellt. Gewohntes zu verlieren bereitet Angst. Das Neue ist noch ungewiss und nicht einschätzbar. Kontrollverlust wird befürchtet.
Widerstand kann sich sowohl aktiv als auch passiv äußern. Manche gehen aktiv auf die Barrikaden und versteifen sich auf alt Bewährtes. Dies kann sogar zu einer deutlichen Steigerung der Produktivität führen. Es wird jegliche Anstrengung aufgewandt, um die anstehende Erneuerung aufzuhalten.
3. Rationale Einsicht:
Langsam setzt die Erkenntnis ein, dass die Änderung nicht mehr abzuwenden ist. Widerstand ist deshalb zwecklos. Eine Achterbahn der Gefühle begleitet diese Phase. Ein Hin und Her zwischen Ja oder Nein wird erlebt. Von Freude, Wut und Trauer sind jegliche Emotionen mit von der Partie. Rationale Einsicht bedeutet aber (noch) nicht, dass auch die eigene Verhaltensweise hinterfragt wird.
4. Emotionale Akzeptanz:
Zu diesem Zeitpunkt ist die Angst vor dem Neuen besonders groß, die Krise erreicht ihren Tiefpunkt. Kein Weg führt an der Veränderung vorbei, und es ist an der Zeit sich von alten Gewohnheiten zu verabschieden und sich auf neue Umstände einzustellen. Für den weiteren Verlauf des Change-Managements ist es deshalb besonders wichtig der „Trauer“ den nötigen Raum zu geben. Diese Phase ist deshalb auch bekannt als „Tal der Tränen“ und kennzeichnet einen wichtigen Wendepunkt des Prozesses.
5. Ausprobieren:
Die Grundhaltung gegenüber dem Neuen verändert sich zum Positiven. Offenheit stellt sich ein. Die Kurve geht nun aufwärts. Neue Möglichkeiten werden erkundet. Schritt für Schritt tastet man sich an die neue Situation heran. Im Lernen und Erkunden sind auch Rückschläge mit dabei, das ist völlig normal.
6. Erkenntnis:
Der Wandel wird als gut und notwendig angesehen. Ein klares Zukunftsbild stellt sich ein. Das Neue macht Lust auf mehr und erste Erfolge wecken die Neugierde.
7. Integration:
Die Veränderung ist zur neuen Normalität geworden. Kontinuierliche Lernerfolge haben das Selbstvertrauen im Umgang mit der neuen Situation gestärkt. Ablehnung und Widerstand sind abgebaut. Die Angst vor der Veränderung spielt längst keine Rolle mehr.
Was nun tun wenn die Angst der Veränderung an die Türe klopft?
Veränderung ist ein innerlicher Prozess und immer selbstorganisiert.
Es liegt also an Ihnen die Angst zu überwinden.
Probleme werden nicht besser, nur weil wir lange genug warten. Im Gegenteil.
Je länger Sie warten, desto schwerer fällt der Anfang.
Und je länger Sie Belastungen mit sich mitschleppen, desto größer ist der Schaden, den Sie wieder in Ordnung bringen müssen.
Und doch können schon kleine Schritte einen erheblichen Einfluss nehmen.
Meine Empfehlung, um der Angst vor Veränderung zu begegnen
> Zur Angst stehen.
It is what it is.Nehmen Sie Ihre Angst ernst und hören Sie auf diese zu ignorieren. Angst ist etwas natürliches und ein wichtiger Schutzmechanismus der Pysche.
> Offen über Angst sprechen:
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit von innen nach außen. Steigen Sie vorübergehend aus dem Gedankenkarussell aus. Suchen Sie das Gespräch mit wichtigen Vertrauten. Das sorgt für Unterstützung und kann neue Perspektiven eröffnen.
> Worst-Case bewusst machen:
In den meisten Fällen ist die Furcht vor schlimmen Konsequenzen und Folgen besonders hoch. Malen Sie sich deshalb aus, was die schlimmst möglichen Auswirkungen sein könnten. Im Umkehrschluss sorgt es für ein innerliches Aufleuchten wenn Befürchtungen unter den Erwartungen bleiben.
> Mini-Schritte machen und würdigen:
Nähern Sie sich dem Unbekannten langsam an. Aller Anfang ist schwer und doch ist jeder noch so kleine Schritt wichtig. Mit jedem gewöhnen Sie sich an die neue Situation. Sie lernen sich der Angst zu stellen und die Furcht vor der Veränderung abzulegen. Das sogt für Selbstvertrauen und Mut.
> Positiv in die Zukunft blicken:
Optimismus ist das wirkungsvollste Mittel gegen Angst vor Veränderung. Das richtige Mindset ist das A und O. Nur wer an sich selbst glaubt, bringt Stärke und die notwendige Überzeugung mit der Furcht die Stirn zu bieten. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Ihre Selbstwahrnehmung ist entscheidend.
> Sich Zeit geben:
Finden Sie einen liebevollen Umgang mit sich selbst. Unsere Psyche braucht Zeit, um Neues anzunehmen. Seien Sie sich bewusst, alles geht einmal vorüber, solange Sie nicht stehen bleiben.
Und so meinte schon Martin Luther King:
„Wenn du nicht fliegen kannst renne, wenn du nicht rennen kannst gehe, wenn du nicht gehen kannst, krabble, aber was auch immer du tust, du musst weitermachen“.
In diesem Sinne, bleiben Sie am Ball.
Eva Rauter
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Danke für den tollen Beitrag! Er hat mir sehr weitergeholfen! Ich freue mich auf den nächsten!
Gratuliere dir, liebe Eva, zu diesem tollen Newsletter; aber auch für deinen Mut Ängste zu überwinden, dein Durchhaltevermögen und den spannenden Input sowie die hilfreichen Tipps! Ich bin gespannt und freu mich schon auf den nächsten Newsletter von dir.